Zweite Erhebung: Experimentelles Design

Eine vergleichende Studie über acht COVID-19 Schutzmassnahmen und ihre Auswirkungen auf die Reiseabsicht von Schweizer Touristen

Die Studie vergleicht acht Schutzmassnahmen und Ihre Auswirkungen auf die Reiseabsicht während der Covid19-Pandemie. Mittels eines Experiments, welches verschiedene sozialpsychologische Faktoren einbezieht, wurden Variationen bei acht reisebezogenen COVID-19-Schutzmassnahmen auf die Reiseabsichten von Schweizer Touristen getestet. Für jede Schutzmassnahme wurde eine sogenannte Vignette entworfen. Jede Vignette stellte eine Massnahme vor und enthielt Informationen über die Massnahme und ihren Anwendungsbereich während der Reise. Die Einflussfaktoren wurden anhand einer fünfstufigen Skala gemessen, wobei der Wert 1 «sehr unwahrscheinlich» und 5 dem Wert «sehr wahrscheinlich» entspricht.

In die Untersuchung einbezogen wurden sieben nicht-pharmazeutische Massnahmen und eine pharmazeutische Massnahme:

  • – Chirurgische Masken
  • – FFP2-Masken
  • – Reisewarnungen der Regierung
  • – Schnelltests für Reisende am Einreiseort
  • – Quarantäne für einreisende Reisende von 14 Tagen
  • – Quarantäne für rückkehrende Reisende von 10 Tagen
  • – PCR-Test 72 Stunden vor Reiseantritt
  • – Impfpass

Die Teilnehmer beantworteten zunächst die Fragen zu ihrem Risikoverhalten (1) in Freizeit und Erholung, zu ihrem wahrgenommenen Schweregrad (2) der COVID-19-Infektion und zu ihrer Selbstwirksamkeit (3) in Bezug auf ihr Schutzverhalten während der Pandemie. Nach Beantwortung der Fragen zu den drei sozialpsychologischen Faktoren wurden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip nur einer der acht Vignetten zugewiesen.

Die Teilnehmer wurden dann gebeten, alle folgenden Fragen zu der Schutzmassnahme zu beantworten, die ihnen in den Vignetten vorgestellt worden war. Dabei handelte es sich um die wahrgenommene Anfälligkeit (4) bei der Umsetzung der spezifischen Massnahme auf Reisen, die wahrgenommenen Vorteile (5) der spezifischen Massnahme auf Reisen, die wahrgenommenen Barrieren (6) der spezifischen Massnahme auf Reisen, die Einstellungen (7) gegenüber der spezifischen Massnahme auf Reisen, die subjektive Norm (8) der spezifischen Massnahme auf Reisen, die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (9) der spezifischen Massnahme auf Reisen und die Reiseabsicht bei Durchführung der spezifischen Massnahme.

Die Einflussfaktoren wurden anhand einer fünfstufigen Skala gemessen, wobei der Wert 1 «sehr unwahrscheinlich» und 5 dem Wert «sehr wahrscheinlich» entspricht.

Die Massnahmen können nun, unterschieden nach den verschiedenen Einflussfaktoren, analysiert werden.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass die Einstellung zu allen Schutzmassnahmen positiv ist, dass alle Massnahmen eine hohe Akzeptanz bei wichtigen Bezugspersonen haben (subjektive Norm) und dass alle Massnahmen als vorteilhaft für die Verringerung der Ausbreitung von COVID-19 auf Reisen wahrgenommen werden, da alle Mittelwerte über der Mitte der Skala von 3 liegen

Die Ergebnisse zeigen, dass alle Massnahmen auf Reisen ein hohes Mass an Akzeptanz geniessen, wobei die Reiseabsichten bei chirurgischen Masken am höchsten und bei der 10-tägigen Quarantäne für zurückkehrende Reisende aus Hochrisikogebieten und der 14-tägigen Quarantäne für einreisende Reisende am niedrigsten sind. Die ANOVA-Ergebnisse zeigen, dass der wahrgenommene Nutzen der (N)PIs auf Reisen am höchsten für den Impfpass sowie für FFP2 und chirurgische Masken ist. Die ANOVA-Ergebnisse deuten darauf hin, dass die wahrgenommenen Hindernisse bei der 14-tägigen Quarantäne für einreisende Reisende und der 10-tägigen Quarantäne für rückkehrende Reisende aus Hochrisikogebieten im Vergleich zu allen anderen Massnahmen am höchsten sind. Die wahrgenommenen Barrieren haben die stärkste negative Auswirkung auf die Reiseabsichten, wenn es um die 14-tägige Quarantäne von einreisenden Reisenden.

Die Studie zeigt, dass der wahrgenommene Nutzen von Massnahmen für fast alle Schutzmassnahmen die wichtigste Determinante der Reiseabsicht ist:

  • – Der stärkste positive Einfluss tritt bei der Umsetzung des Impfpasses auf. Sowohl die wahrgenommenen Hindernisse als auch die wahrgenommene Anfälligkeit, sich auf Reisen mit COVID-19 zu infizieren, sind bei den meisten Schutzmassnahmen ein signifikanter Prädiktor für die Reisevermeidung.
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  • – Bei den Barrieren ist die stärkste negative Auswirkung bei der Umsetzung der 14-tägigen Quarantäne für einreisende Reisende zu verzeichnen.
  • Bei der Anfälligkeit sind die Auswirkungen am stärksten, wenn Reiseziele besucht werden, für die Reisewarnungen ausgesprochen wurden.

Die Ergebnisse im Überblick

 

Hinsichtlich der wahrgenommenen Barrieren wird deutlich, dass diese für die 10-tägige Quarantäne für Rückreisende aus einem Hochrisikogebiet sowie für die 14-tätige Quarantäne für einreisende Touristen im Vergleich zu allen anderen Massnahmen als signifikant höher wahrgenommen wird. Der Impfpass hingegen weist die tiefsten wahrgenommenen Barrieren beim Reisen auf.

Die Einstellungen gegenüber den Massnahmen beim Reisen sind bei allen Massnahmen positiv ausgeprägt. Dies deutet darauf hin, dass alle untersuchten Massnahmen in der Schweizer Bevölkerung auf Akzeptanz stossen. Dabei ist die Einstellung gegenüber der 14-tägigen Quarantäne für einreisende Touristen ist dabei am tiefsten ausgeprägt, aber dennoch positiv. Die höchste (positivste) Einstellung beim Reisen weist die Hygienemaske auf, gefolgt von Reisewarnungen.

Alle Massnahmen werden in der Tendenz als Effektiv wahrgenommen, um das Coronavirus beim Reisen einzudämmen. Der wahrgenommene Nutzen ist für den Impfpass, die Hygienemaske sowie für FFP2 Masken am stärksten ausgeprägt. Bei der 14-tägigen Quarantäne von einreisenden Touristen ist der wahrgenommene Nutzen zur Eindämmung des Coronavirus im Vergleich zu allen anderen Massnahmen am geringsten ausgeprägt.

Die Reiseabsicht unter der Implementierung einer 10-tägigen Quarantäne für Rückreisende aus einem Hochrisikogebiet sowie für eine 14-tägige Quarantäne für einreisende Touristen am geringsten. So ist auch tendenziell die Reiseabsicht unter der Implementierung der meisten Massnahmen tendenziell gering, dies gilt auch für den Impfpass. Unter Implementierung von Hygienemasken ist die Reiseabsicht am höchsten ausgeprägt. Dies deutet auf eine im Vergleich zu allen anderen Massnahmen erhöhte Akzeptanz von Hygienemasken beim Reisen hin.

Die nachfolgende Tabelle zeigt für jede Massnahme die wichtigsten Einflussfaktoren auf, die zu einer höheren Reiseabsicht oder einer Reisevermeidung führen. So ist der wahrgenommene Nutzen (BEN) bei allen Massnahmen, ausser bei der 10-tägigen Quarantäne für Rückreisende aus Hochrisikogebieten, das wichtigste Kriterium für die Reiseabsicht unter Implementierung der jeweiligen Massnahmen. Je höher der wahrgenommene Nutzen (BEN) einer Massnahme zur Eindämmung des Coronavirus beim Reisen, desto höher die Reiseabsicht unter Implementierung der jeweiligen Massnahme. Die Massnahmenakzeptanz beim Reisen steigt also je höher der wahrgenommene Nutzen der jeweiligen Massnahme eingestuft wird.

Der positive Einfluss des wahrgenommenen Nutzens auf die Reiseabsicht ist beim Impfpass und der Hygienemaske am stärksten ausgeprägt. Dies deutet darauf hin, dass die Implementierung des Impfpasses und der Hygienemaske beim Reisen als besonders effektiv wahrgenommen wird und die Reiseabsicht unter Implementierung dieser beiden Massnahmen damit klar steigt.

Der zweitwichtigste Einflussfaktor auf die Reiseabsicht ist die wahrgenommene Barriere beim Reisen, welche mit den jeweiligen Massnahmen in Verbindung stehen. Allerdings wirkt hier die wahrgenommenen Barrieren (Hindernisse) nicht positiv auf die Reiseabsicht. Höher wahrgenommene Barrieren der Massnahmen beim Reisen wirken sich negativ auf die Reiseabsicht aus. Der negative Einfluss der wahrgenommenen Barrieren auf die Reiseabsicht ist bei der 10-tägigen Quarantäne von Rückreisenden aus Hochrisikogebieten am stärksten ausgeprägt. Will man also Touristen im Falle einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage davon abhalten, in Hochrisikogebiete zu reisen, empfiehlt sich die Einführung einer Quarantäne bei der Rückreise in die Schweiz.

Auch die Anfälligkeit auf das Coronavirus beim Reisen hat einen negativen Einfluss auf die Reiseabsicht. Dieser negative Einfluss ist für Reisewarnungen am stärksten ausgeprägt. Dies hängt wohl damit zusammen, dass das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus beim Reisen in ein Hochrisikogebiet als hoch angesehen wird. Vor diesem Hintergrund sind Reisewarnungen sehr effektiv, Touristen von der Einreise in ein Hochrisikogebiet abzuhalten.

Zusammenfassung der wichtigsten Variablen für jede Schutzmaßnahme.

Sieht man sich die Gesamtheit der Ergebnisse an, dann fällt auf, dass drei Massnahmen besonders herausragen. Zum einen sind das die 10-tägige Quarantäne für Rückreisende aus Hochrisikogebieten und die 14-tägige Quarantäne von einreisenden Touristen. Die wahrgenommenen Barrieren sind sehr hoch und die Reiseabsicht unter Implementierung dieser Massnahmen tief.

Der Impfpass zeichnet sich durch einen hohen wahrgenommenen Nutzen zur Eindämmung des Coronavirus beim Reisen aus, durch eine positive Einstellung hinsichtlich der Implementierung beim Reisen. Dabei spielt die subjektive Norm, also die Unterstützung durch nahestehende Personen wie Eltern und Freunde, eine bedeutende Rolle beim Impfpass.

Hygienemasken ist diejenige Massnahme, die von allen getesteten Massnahmen die höchste Akzeptanz beim Reisen aufweist. Hygienemasken zeichnen sich durch eine positive Einstellung aus, Hygienemasken beim Reisen zu tragen. Darüber hinaus werden Hygienemasken beim Reisen auch durch nahestehende Personen wie Eltern und Freunde unterstützt und haben einen hohen wahrgenommenen Nutzen in der Eindämmung des Coronavirus beim Reisen. Darüber hinaus ist die Verhaltenskontrolle bei Hygienemasken hoch ausgeprägt. Es scheint, dass die Schweizer Bevölkerung ein umfangreiches Wissen verfügt über die Funktionsweise und Anwendung von Masken. Entsprechend ist auch die Reiseabsicht unter Umsetzung von Hygienemasken am höchsten im Vergleich zu allen anderen Massnahmen.